In einem spannenden Gemeinschaftsprojekt mit dem Schweizer Softwareunternehmen INSCYD und der nationalen sportwissenschaftlichen Institution INSEP (Frankreich) untersuchten wir in den vergangenen vier Wochen die unterschiedliche Belastung zwischen einem klassischen Lauf (Linearlauf) und einem Lauf mit Richtungswechseln (Shuttle Run), der häufig für Feldtests im Rahmen von Spielsportarten verwendet wird. Der Hintergrund ist das von uns schon länger verfolgte Ziel, unser Wissen über Diagnostik im Ausdauersport, in den Spielsport zu transferieren. Dort soll es den verantwortlichen Trainern und Spielern helfen, tiefgehende Einblicke in die Energiebreitstellung und die Belastungshöhe zu bekommen.
Ein irrer Messaufwand
Pro Testperson wurden innerhalb der beiden Testtage (1x Shuttle Run und 1x Linearlauf) nicht weniger als 75 Laktatmessungen abgenommen, insgesamt bis zu 5 Stunden Daten von sieben Uhren diverser Hersteller erfasst und eine dauerhafte Aufzeichnung ventilatorischer Daten während aller Messintervalle vorgenommen. Die Uhren bzw. ein GPS Tracker der Firma Catapult dienen der Erfassung der Herzfrequenz, der Laufgeschwindigkeit per GPS sowie der Laufleistung, der eine zuletzt sehr stark aufkommende Metrik im Laufsport. Die Wettmessung beim Laufen ermöglicht es das Lauftempo basierend auf den angezeigten Wattdaten zu steuern. So fällt es leichter die passende Belastung in welligem Gelände zu finden.
Die SportlerInnen wurden zunächst anthropometrisch untersucht (Gewicht, Fettanteil, Muskelanteil, Wasseranteil usw.) und dann mit den oben beschriebenen Instrumenten ausgestattet. Dann folgten im Shuttle Run vier Intervalle über drei bis fünf Minuten über variable Länge zwischen 15 und 25m mit entsprechenden Richtungswechseln. Zwischen den Intervallen wurden ausreichend Laktatproben entnommen und erst dann das nächste gestartet, wenn das Laktat wieder im Ruhebereich angelangt war. Am Ende der Testung stand noch ein 20s all-out Sprint auf dem Programm, der die anaerobe Leistung widerspiegelt. Das gleiche Prozedere erfolgte dann an einem zweiten Tag über insgesamt sechs Laufintervalle in diversen Intensitäten, um die metabolische Leistung bestmöglich abbilden zu können. Getestet wurde stets unter möglichst realen Bedingungen auf einem Radweg in der Nähe des Kantonsspitals Münsterlingen.
Was bringts?
Letzten Endes steht bei einem solch großen Projekt immer die Frage im Raum, was der Aufwand bringen soll und wie die Erkenntnisse in die Praxis einfließen können – ganz getreu unserem Slogen: Wissenschaft trifft Praxis. Es geht final um unser Ziel unser Wissen bezüglich Leistungsdiagnostik vom Ausdauersport in den Spielsport zu bringen. Hierzu müssen wir z.B. verstehen, inwieweit sportarttypische Bewegungen, wie Richtungswechsel sich auf die Belastungshöhe auswirken. Nicht wenige, vor allem die Läufer, mussten erkennen, dass das Laufen im Pendel extrem viel anstrengender und der körperliche Aufwand immens höher ist. So war die letzte Stufe bei Christians normalem Lauf bei knapp 19.7 km/h wohingegen er es beim Shuttle auf lediglich 12.7 km/h schaffte – jeweils über 3 Minuten. Die Sauerstoffaufnahme lag in diesem Fall gut 8% höher beim Laufen mit Richtungswechseln. Da zeigt sich schon, dass es schwierig ist, die Ergebnisse eines klassischen Lauftests in Spielsportarten zu übertragen. Weitere Projekte, z.B. eine geplante Bachelorarbeit an der Uni Konstanz, sollen tiefere Einblicke liefern. Das große Ziel ist, die Belastungen im Fußball, Tennis und Co. noch besser zu verstehen und dann die SpielerInnen möglichst spielnah und ohne künstliche Laborsituation zu testen.